Sehr geehrter Herr Pascal Alter!
Oft ist es die Außensicht unbekannter Leute, die viel über uns Deutsche aussagt. Mein Kollege Juan Moreno und der Fotograf Thomas Grabka haben einen Rumänen begleitet, der mit einem Kleinbus Landsleute quer durch Europa kutschiert, von Rumänien bis Portugal. Der Mann kann viel erzählen: über die Not der Rumänen, über den europäischen Traum, über Grenzen. Der rumänische Polizist halte gern mal die Hand auf; Franzosen, Spanier und Portugiesen schauten weg, sie wollten keine Arbeit haben. Und der deutsche Beamte? Immer korrekt, sagt der Kutscher: Die Deutschen "suchen geradezu den Papierkram". Nicht, dass er das schlecht finde, aber es halte ihn auf. Deshalb hat er seine Touren so geplant, dass er die deutschen Straßen nur nachts nutzt - wenn die Polizisten schlafen.
Miriam Olbrisch und Wolf Wiedmann-Schmidt haben ein Thema recherchiert, das viele Eltern begeistert - und manches Kind nervt: die Überwachung mit Smartphone-Apps und Ortungsgeräten. Zahlreiche Firmen bieten Tools an, mit denen Eltern jederzeit feststellen können, wo sich ihre Kinder gerade aufhalten. Die Anbieter versprechen einen Alltag ohne Angst. Was die Geräte können, ob es wirklich nötig ist, Kinder rund um die Uhr zu überwachen, was die Betroffenen selbst davon halten - all das beantworten meine Kollegen nicht nur im SPIEGEL. Sie haben das Recherchematerial auch für eine Geschichte im Kindermagazin "DEIN SPIEGEL" verwertet. "Mama sieht dich", heißt der Beitrag. Die 12-jährige Yvonne erzählt darin, dass sie Papis App manchmal "blöd" finde - aber, zugegeben, manchmal auch "verdammt hilfreich".
Das Internet hat neue Branchen geschaffen und bestehende gewaltig umgekrempelt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür beschreibt Ann-Kathrin Nezik. Um besonders die weibliche Kundschaft für sich zu gewinnen, geben Onlinehändler für Mode mittlerweile selbst Magazine heraus. Auf der anderen Seite versuchen Zeitungshäuser, selbst zu verkaufen, worüber sie berichten - und haben dafür ihre Online-Dependancen aufgerüstet. In Neziks Geschichte "Lesen und Shoppen" steht einer meiner Lieblingssätze im neuen SPIEGEL. Im redaktionellen Beitrag eines Onlinehändlers schreibt eine Redakteurin: "Silberne Schuhe sind so hot right now!" Wer da nicht sofort auf den Bestellknopf drückt...
Viel Spaß bei der SPIEGEL-Lektüre wünscht Ihnen
Ihr Udo Ludwig
SPIEGEL-Redakteur
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