poniedziałek, 12 stycznia 2015

SPIEGEL-Brief

Sehr geehrter Herr Pascal Alter !

Es ist ein Klischee, und es ist wahr: Paris war für mich schon immer die schönste Stadt Europas. Mein Bruder lebt dort, im 18. Arrondissement, also unweit des Ortes, an dem der Anschlag geschah. Ich habe Paris unzählige Male besucht und immer die Eleganz der Architektur bewundert, die multikulturelle Atmosphäre der Stadt geliebt. Der Anschlag auf die Journalisten von "Charlie Hebdo" hat mich getroffen. Umso mehr will ich alles über die Hintergründe erfahren, jedes Detail. Etwa ein halbes Dutzend meiner Kollegen hat umfassend recherchiert und eine bedrückende Analyse vorgelegt.

Im Herbst habe ich zwei Monate in Moskau gelebt. Manchmal diskutierte ich mit Freunden über den neuen Kalten Krieg zwischen Russland und dem Westen. Wen trifft welche Schuld? Wer hat die größeren Fehler gemacht? Ich glaube, die Suche nach Wahrheit war kaum je schwieriger als heute, weil alle Beteiligten ihre ganz eigene Wahrheit über das Internet verbreiten. Umso wichtiger ist es, einen möglichst vorurteilslosen Blick auf die Tatsachen zu werfen. Genau das hat ein Team von Reportern rund um SPIEGEL-Redakteur Cordt Schnibben gemacht. In ihrem Text "Wir haben euch gewarnt!" rekonstruieren sie detailliert den Absturz des Passagierflugzeugs MH17, bei dem im vergangenen Juli 298 Menschen ums Leben kamen. Der SPIEGEL hat zusammen mit niederländischen Journalisten und verschiedenen Investigativgruppen zahlreiche YouTube-Videos, Tweets und Facebook-Posts ausgewertet. Die Kollegen waren an der Abschussstelle, sprachen mit Soldaten, Augenzeugen und Ermittlern. "Gegen die Propaganda", schreiben sie, "hilft nur die genaue Aufklärung der Abläufe, Taten und Verantwortlichkeiten."

Vor meinem Bürofenster surrt alle vier Stunden automatisch die Jalousie abwärts. Gleichzeitig geht das Zimmerlicht an. Ob Sommer, ob Winter, ob Sonnenschein oder Regen - egal, alle vier Stunden dasselbe Spiel. Ich stehe jedes Mal auf, drücke auf einen Knopf, damit die Jalousie wieder nach oben fährt und das Licht erlischt. Falls auch Sie in einem vermeintlich intelligenten Haus leben oder arbeiten, sollten Sie den Text "Im Tollhaus der Zukunft" lesen. Mein Kollege Manfred Dworschak beschäftigt sich mit klugen Backöfen und mitdenkenden Kühlschränken. Er traf den Engländer Ian Mercer, der sich "das schlaueste Haus der Welt" geschaffen hat. Dank Sensoren in Fenstern und Fußböden lernt das Haus ständig Neues über seine Bewohner und macht ihnen das Leben leichter. Nach der Lektüre bin ich nicht mehr so sicher, ob ich mich auf eine solche Zukunft freuen soll.

Angelina Jolie? Hat mich nie ins Kino gelockt. Wenn ich ehrlich bin, kann ich ohne Wikipedia keinen Film mit ihr benennen. Doch, einen: "Tomb Raider". Der kam ins Kino, als ich 18 Jahre alt war und noch Computerspiele zockte. Als ich die Geschichte über Angelina Jolie im SPIEGEL las, wurde mir klar, wie viel Zeit seit "Tomb Raider" vergangen ist. Mein Bild von Frau Jolie sollte ich schleunigst korrigieren. Mein Kollege Lars-Olav Beier konnte Jolie in Australien am Set ihres neuen Films "Unbroken" besuchen. In seinem Porträt erklärt er eindrücklich, warum sich die "Mutter aller Schlachten" als Regisseurin und Uno-Botschafterin an den Themen Krieg, Flucht und Leid abarbeitet. "Sie ist eine Art übergroße Ikone der modernen Frau geworden, im Privatleben gleichermaßen wie im Beruf erfolgreich", schreibt Beier.

Von nun an ändert sich der Verkaufstag, erscheint der SPIEGEL am Samstag; Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben das ganze Wochenende Zeit für die Lektüre, können die Digitalausgabe sogar bereits am Freitag ab 18 Uhr herunterladen. Wird sich der SPIEGEL darum ändern? Nein. Denn unsere Stärken, die DNA des Heftes gleichsam, werden wir gewiss nicht aufgeben, ganz gleich, an welchem Tag wir herauskommen. Und andererseits - ja, wir werden uns ändern; hoffentlich, denn wir arbeiten daran, noch besser zu werden.

Viel Spaß bei der SPIEGEL-Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Lukas Eberle
SPIEGEL-Redakteur

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