piątek, 27 marca 2015

SPIEGEL-Brief

Liebe Leserin, lieber Leser!

Es fällt mir nicht leicht, Ihnen nach einer Katastrophe, wie sie sich am Dienstag in Südfrankreich ereignet hat, ein Interview mit dem englischen Komiker John Cleese zu empfehlen. Der britische Humor des Monty-Python-Stars wird auch nicht jedermanns Sache sein. Seine lakonische Selbstironie allerdings lässt einen selbst in diesen Tagen schmunzeln. Meinen Kollegen Barbara Supp und Christoph Scheuermann erzählte Cleese, wie peinlich er es fand, als Margaret Thatcher einen seiner Witze im Parlament nachspielte. Servile Toleranz ist nicht Cleese' Sache: Natürlich könne man sich auch über Muslime lustig machen, sagt er; blöd sei nur, dass sie einen hinterher töten. Doch auch Muslime hätten schließlich das Recht, ausgelacht zu werden. Cleese, 75, gibt uns auch etwas Altersweisheit mit auf den Weg: Er zumindest könne das Leben inzwischen genießen, weil er verstanden habe, wie hoffnungslos alles sei. "Die Reichen", so der Schauspieler, der 20 Millionen Dollar Alimente für seine Ex-Frau lockermachen musste, "haben uns im Würgegriff."

Dass die Kritik an Technik längst eine Frage von Zivilcourage ist, zeigt das Gespräch meines Kollegen Thomas Hüetlin mit dem amerikanischen Schriftsteller Dave Eggers. Der Autor des Bestsellers "Der Circle" muss verblüfften Menschen immer wieder erklären, warum er ohne Smartphone auskommt. Eggers versucht auf diese Weise nämlich etwas fast Altmodisches: sich zu konzentrieren. Für das Mantra der digitalen Welt, alles Private zu teilen, hat Eggers nichts übrig. Von lustigen Gimmicks wie Armbändern, die Daten sammeln, profitierten vor allem die Unternehmen, die diese Daten dann weiterreichen könnten. Eggers fordert daher ein Recht auf Datenlöschung, eine Bill of Rights für die digitale Welt. Ohne solche Rechte hätten wir den "Wilden Westen".

Von den Auswüchsen der digitalen Manie profitiert kaum ein Unternehmen mehr als Samsung. Der Umsatz des Konzerns aus Südkorea entspricht einem Viertel der Volkswirtschaft des Landes. Samsung beschäftigt 400.000 Menschen, die Marktanteile seines digitalen Instrumentenkastens sind erstaunlich: Weltweit liegt der Konzern bei Smartphones, LCD-Fernsehern und Speicher-Chips auf Platz eins. Doch es gibt eine Schattenseite dieser Zahlen. Sie hat mit den Arbeitern zu tun, die für diesen Erfolg bezahlen müssen. Mein Kollege Wieland Wagner hat sich auf die Spur ehemaliger Samsung-Mitarbeiter gemacht, die mit Chemikalien hantierten, an Krebs erkrankten und starben. Die Konzernmanager mögen solche Geschichten nicht und tun vieles, damit nicht darüber gesprochen wird. Mitunter tauchten sie sogar am Krankenbett der Betroffenen auf.

Eine erkenntnisreiche SPIEGEL-Lektüre wünscht Ihnen

Ihr Nils Klawitter
SPIEGEL-Redakteur

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