środa, 20 listopada 2013

Arm und Reich

Published on Mar 19, 2013

Dokumentation vom 19.03.13

Deutschland ist Spitze, gemessen an der Zahl der Millionäre. Gleichzeitig wächst jedoch die Zahl der Menschen, die im reichen Deutschland als arm gelten.

„Wer nicht auftaucht, über den wird nicht geredet. Und wenn nicht geredet wird, bleibt alles wie es ist." So erklärt Elitenforscher Michael Hartmann von der TU Darmstadt die Zurückhaltung der Reichen in Deutschland. Die Dokumentation stellt einen der zehn erfolgreichsten deutschen Milliardäre vor, den Unternehmer Reinhold Würth. Der Schraubenfabrikant formte aus dem väterlichen Betrieb in Baden-Württemberg einen Weltkonzern mit rund zehn Milliarden Euro Umsatz und 65.000 Angestellten. „Die Reichen werden immer reicher, darum ist es richtig, wenn der Staat ordnend eingreift", kommentiert er die aktuelle Entwicklung.

Doch der Staat scheut noch die Konsequenzen, jüngstes Beispiel ist der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Die Feststellung: "die Privatvermögen in Deutschland sind höchst ungleich verteilt", wurde auf Betreiben der FDP kurzerhand gestrichen.

Die Reporter besuchen die P&S Werft in Stralsund, eine der größten in Deutschlands, die von der Schließung bedroht ist. Und sie sind unterwegs in Bremerhaven, der Stadt mit der höchsten Kinderarmut in ganz Deutschland. „Wir ersetzen das Elternhaus, denn die Familien sind durch die Armut längst zerbrochen", sagt Cornelia Rönnefahrt von der "Sonnenblume". Die private Betreuungseinrichtung muss übernehmen, was der Staat nicht mehr leisten kann. „Wir sind auf privates Engagement angewiesen", beklagt auch Rolf München, Leiter der örtlichen Gesamtschule. „Der Staat läßt uns im Stich."

Der Film zeigt die Ursachen dieser Entwicklung auf und sucht Lösungsansätze. Dies ist auch mit Blick auf zunehmende Ängste der Mittelschicht wichtig, denn Gesellschaftsforscher, wie Professor Michael Hartmann, beobachten immer häufiger: Wer einmal absteigt, der schafft es kaum wieder in die Mitte zurück. Vom Aufstieg könnten die meisten ohnehin nur noch träumen. Zeit zu handeln, um eine Radikalisierung wie in Großbritannien oder den Pariser Banlieus zu verhindern.



─ Ist das Privatvermögen gleich oder ungleich verteilt? ─

Sehr ungleich. So verfügen die Haushalte in der unteren Hälfte der Verteilung nur über gut ein Prozent des gesamten Nettovermögens. Die reichsten zehn Prozent der Haushalte nennen mehr als die Hälfte des gesamten Nettovermögens ihr Eigen. Der Anteil der reichsten zehn Prozent ist dabei im Zeitverlauf immer weiter gestiegen.

In Zahlen der Anteil der unteren Hälfte aller Haushalte am Nettovermögen:
1998: 4 %
2003: 3 %
2008: 1 %

Und der Anteil der reichsten zehn Prozent aller Haushalte am Nettovermögen:
1998: 45 %
2003: 49 %
2008: 53 %

Schrumpfend der Anteil des Mittelstandes (6.-9. Dezil) am Nettovermögen:
1998: 52 %
2003: 48 %
2008: 46 %


─ Verschuldung, ein weitverbreitetes Phenomen? ─

Ja. Von den gut 40 Millionen Haushalten in Deutschland gelten 1,8 Millionen als überschuldet. Bekannt ist das aus den Daten von Kreditauskunfteien wie der Schufa oder von Creditreform. Laut Creditreform sind aktuell 5,4 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland "von hoher Überschuldungsintensität" betroffen. Das heißt: Es liegt eine "Zahlungsstörung" nach zwei vergeblichen Mahnungen vor, Geldeintreiber haben in unstrittigen Inkassofällen schon zu holen versucht, was zu holen war. Außerdem liegen juristische Auseinandersetzungen vor. Nach Daten der Schufa sind 4,5 Prozent der Haushalte in diesem Sinne überschuldet.

Ursache sind meist einschneidende Lebensereignisse wie Arbeitslosigkeit (28 Prozent), Trennung, Scheidung oder Tod von der Partnerin oder vom Partner (14 Prozent), Erkrankungen bzw. Sucht (elf Prozent) oder eine gescheiterte Selbstständigkeit (neun Prozent) genannt. Immerhin zehn Prozent sehen die Ursache für ihre Überschuldungssituation in einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung. Vor allem junge Erwachsene bis 25 Jahre führen diesen Grund häufig als Hauptauslöser an.


Ein Film der Frontal21-Autoren Anke Becker-Wenzel, Karl Hinterleitner und Kyo Mali Jung.

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